1970 realisiert der Schweizer Filmregisseur Pierre Koralnik das spektakuläre Fernsehporträt „Vicky Leandros - Ich bin“. Mit dabei sind Vicky΄s Gaststars Deep Purple und Julien Clerc. Diese Fernsehproduktion wird 1971 beim berühmten „Festival von Montreux“ mit der bronzenen Rose ausgezeichnet und weltweit ausgestrahlt.
Die Moody Blues sind fasziniert von Vicky Leandros΄ Stimme. Sie bekommt die Genehmigung, die Lieder „Question“ und „Melancholy man“ aufzunehmen, die sie in vier Sprachen singt. Seither hat „Und der Himmel über mir“ einen besonderen Stellenwert in ihrem Repertoire und wird nicht zufällig einer ihrer großen Hits.
Als Gast in einer französischen Fernsehshow begegnet sie einem der bedeutendsten französischen Songwriter und Sänger: Jacques Brel. Markos Damasiotis zitiert Vicky Leandros in seinem Buch „Jacques Brel. Living short - living strong“: „Ich war sehr nervös, als ich vor ihm stand. Für mich war Brel der große Künstler und Komponist. Er sagte zu mir, nachdem ich schon ‚Ne me quitte pas‘ aufgenommen hatte, ‚Du bist eine Interpretin mit einer dramatischen Stimme.‘ Ich war mir dessen gar nicht bewusst, und als Teenager verstand ich damals die Bedeutung dieser Charakterisierung nicht. Heute verstehe ich das.“
„APRÈS TOI“ und die Folgen
1972
Bald darauf die Sensation: Am 25. März 1972 vertritt Vicky Leandros Luxemburg zum zweiten Mal beim „Grand Prix Eurovision de la Chanson“, diesmal mit „Après toi“, geschrieben von ihrem Vater Leo Leandros (Pseudonym: Mario Panas) und Klaus Munro. Nach einem knappen Kopf-an-Kopf Rennen mit den britischen New Seekers („Beg Steal or Borrow“) gewinnt schließlich „Après toi“! Die junge Sängerin kann es kaum fassen.
Der Song wird in sieben Sprachen aufgenommen, und weltweit werden mehr als 7,8 Millionen Singles und 6 Millionen Alben verkauft. Vicky Leandros bricht damit alle Rekorde und ist nach Angaben der American Billboard in diesem Jahr die Künstlerin mit den meistverkauften Tonträgern weltweit.
„Après toi“ landet fast überall in der Welt auf Platz 1, wie z. B. in Frankreich oder England.
Die Lieder, die Leo Leandros und Klaus Munro für Vicky schreiben, werden ausnahmslos Erfolge. Sie begeistern nicht nur das europäische Publikum, sondern auch zahlreiche Fans in Kanada, Japan, Südafrika, Indonesien, Korea, Indien, Australien und in Saudi Arabien. Vicky Leandros ist Stargast in den berühmten Shows von Carpentiers oder Guy Lux und tritt neben Größen wie Abba, Tom Jones, Mortimer Shuman, Serge Lama, Hildegard Knef, Elton John oder Kiri Te Kanawa auf.
Im selben Jahr, in dem „Après toi“ den Grand Prix gewinnt, tanzt man in Griechenland außerdem überall zum Rhythmus von Vicky Leandros΄ „Hey, Joe McKenzie“, und sie nimmt das Mikis Theodorakis-Lied „Kaimos“ in vier Sprachen auf. Allein in Deutschland werden mehr als 1,8 Millionen Singles von „Ich hab΄ die Liebe geseh’n“ verkauft, weltweit über 8 Millionen. Die englische Version wird in Südafrika und Irland zum Superhit, genauso wie die französische Version in Frankreich und Kanada. Weil die Nachfrage in Japan sehr groß ist, folgt schließlich auch eine japanische Version.
In der international erfolgreichen Künstlerin Vicky Leandros sieht man inzwischen auch die „Botschafterin“ des griechischen kulturellen Lebens.
USA … und die Rückkehr nach Europa
1974
Vicky Leandros zählt zur Spitze des internationalen Showgeschäfts. Gleich nach ihrer ersten großen Europatournee, die in der Musikhalle in Hamburg startet, reist sie für mehrere Konzerte nach Südafrika, Japan und Kanada. Ihre Alben werden weltweit mit Gold und Platin ausgezeichnet. Sie steht auf den größten und wichtigsten Bühnen der Welt, in ausverkauften Hallen wie dem Pariser „Olympia“, der „Yubin Chokin Hall“ in Tokyo, der „Royal Albert Hall“ in London.
Nachdem François Reichenbach ein Fernsehporträt mit Vicky Leandros realisiert, geht sie Anfang 1974 für ihr neues Album „Mein Lied für Dich“ ins Studio. „Theo, wir fahr’n nach Lodz“, ein in seiner Heiterkeit für Vicky Leandros eigentlich ungewöhnlicher Song, wird für viele der Favorit. Das deutsche Publikum liebt „Theo, wir fahr’n nach Lodz“. Das Lied verbreitet eine grandiose Aufbruchstimmung, landet auf Platz 1 der Single Charts und hält sich mehrere Wochen in den Top 10!
Ich liebe das Leben
1975
1975 kam in Europa das Album „Ich liebe das Leben“ heraus. Es erhält europaweit Goldstatus. Dieses Lied wurde in den letzten 50 Jahren zum Kult-Lied der Deutschen. Es gibt keinen, der den immer wieder aktuellen Text des Liedes nicht kennt oder singen kann. Ob jung oder alt, dieses Lied fehlt bei keinem Fest und keiner Party und hat absoluten Kult-Status.
1975 ist für Vicky Leandros ein entscheidendes Jahr. Sie zieht nach Paris, und in Amerika ist man an einer Produktion mit ihr interessiert. Der berühmte Produzent Brad Shapiro (u. a. von James Brown, Marvin Gaye, Diana Ross und Wilson Pickett) holt die Sängerin ins legendäre Studio nach Nashville, wo sie das Album „Across the water“ aufnimmt. Der Titel hat Symbolcharakter. Für viele ist dieses Album eines der reifsten und besten in Vicky Leandros΄ Karriere. Und das nicht ohne Grund: Mit einer unglaublichen Sensibilität und Intimität interpretiert sie hauptsachlich Soultitel. „You make me feel brand new“, „If I can΄t be your woman”, das von Janis Ian geschriebene „The man you are in me” oder den Titelsong „Across the water” von Brad Shapiro.
1976 - 1978
Nach einem weiteren europäischen Erfolg mit dem Titel „Tango d΄Amor“, bietet ihr die amerikanische Plattenfirma CBS einen der bestbezahltesten Verträge der Musikgeschichte an. Vicky Leandros unterschreibt und nimmt zusammen mit dem Produzenten Kim Fowley (u. a. Helen Reddy, Joan Jett & The Run Aways und Frank Zappa) ihr nächstes Album für den amerikanischen Markt auf. Es ist ein neuer Versuch der Sängerin, Amerika innerlich annehmen zu können. Doch obwohl das Album positive Kritiken erhält und in den Charts nach oben klettert, fühlt sie sich „zu weit entfernt von meinen europäischen Wurzeln, meinen Freunden und meiner Familie.“ Während sie im New Yorker Flughafen darauf wartet, dass die Maschine nach LA aufgerufen wird, entscheidet Vicky Leandros, nicht nach LA, sondern zurück nach Hause, nach Europa zu fliegen und hat diesen Schritt nie bereut.
Inzwischen wird ihr deutsches Album „V. L.“ (genauso wie die griechische und französische Version der LP) eines der meistverkauften des Jahres. Ihre Fernsehshows „Vicky im Wunderland“ (Deutschland) und „V. L. - I foni akroasi tis evropis“ (Griechenland) begeistern Millionen Zuschauer in ganz Europa.
Nach ihrem USA Aufenthalt nimmt sie „Oh mi mama“, ihr erstes spanisches Album auf.